Leipziger Buchmesse: Buchbranche setzt auf intelligente Techniken

Das Buch ist tot, es lebe das Buch. Verlage müssen sich angesichts von Konkurrenz und digitaler Revolution um neue Leser bemühen. Es gibt viele Ideen, wie das gehen könnte.

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Leipziger Buchmesse: Buchbranche setzt auf intelligente Techniken

(Bild: Leipziger Buchmesse)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nada Weigelt
  • dpa
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Klingende Bücher, neue Lese-Apps und digitaler Dialog mit den Autoren – die Buchbranche setzt für die Zukunft verstärkt auf die Nutzung intelligenter Techniken. Unter dem Motto Neuland 2.0 öffnete am Freitag bei der Leipziger Buchmesse ein Startup-Village, das neue Erfindungen und Ideen für den Buchmarkt vorstellt.

"Die Buch- und Medienbranche erlebt einen rasanten Veränderungsprozess", sagte Buchmesse-Direktor Oliver Zille der Deutschen Presse-Agentur. "Wir wollen zeigen, welche Innovationen für die Literaturvermittlung von morgen zur Verfügung stehen und wie Autoren und Verlage das kreative Potenzial neuer Technologien nutzen können."

Mit Booktype etwa gibt es ein Softwareprogramm, das den gesamten redaktionellen Prozess der Buchherstellung abbildet. Der Text wird im Browser hochgeladen, bekommt auf Knopfdruck ein Layout und wird als gedrucktes Buch, E-Book oder für die Online-Veröffentlichung ausgegeben.

"Autoren, Herausgeber und andere Beteiligte können gleichzeitig miteinander arbeiten und kommunizieren, so dass ein Buch schneller herauskommt als jemals zuvor", sagt Julian Sorge von der Berliner Firma Booktype. Seit drei Jahren bringt etwa die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ihren Jahresbericht mit dem Programm in neun Sprachen heraus – jeweils innerhalb von knapp zwei Monaten.

Die Talentplattform MyPoolitzer hilft jungen Autoren, mit Verlagen in Kontakt zu kommen. "Wir wollen neue Talente sichtbar machen", sagt Mitbegründer Jost-Tilo Gehrke. Dafür bewerten Experten die Manuskripte von Newcomern nach einem festen Qualitätsschema. Texte, die mit einer Drei oder besser abschneiden, werden für die Verlage zur Ansicht freigeschaltet, die Lektoren können nach der Vorauswahl gezielt auf die Autoren zugehen.

Zu den Neuerungen gehört auch das sogenannte aBook, das die Augenbewegung des Lesers am Bildschirm verfolgt und ihm zu seiner Lektüre die passenden Geräusche und Klänge einspielt. Neuland-Projektmanagerin Nora Furchner sagt: "Die Frage, wie sie mit neuen Präsentationsformen neue Leser gewinnen können, treibt die Verlage sehr um."

Als "Revolution des Schreibens und Lesens" stellte die Autorin und Initiatorin Jasmin Wollesen ("Stachelzart") zudem die digitale Literaturplattform Snipsl vor. Dort können die Leser den Entstehungsprozess eines Buches "Schnipsel für Schnipsel" begleiten und sogar eigene Vorschläge machen.

"Mir macht es viel Spaß, so zu schreiben", sagte Wollesen. "Sonst ist man mit einem Buch ja sehr allein. Hier bekommt man immer wieder ein kleines Leckerli." In der bislang kostenlosen Testphase machen rund 120 Schriftsteller mit, bis Ende des Jahres könnten es nach Angaben von Geschäftsführer Georg Ehrmann 500 sein. Das Geld soll später einmal von den Lesern kommen, die sich an Snipsl beteiligen wollen.

Das Konzept entspreche dem Bedürfnis nach Nähe zum Autor und nach Teilnahme, sagte der frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust als Gesellschafter des Unternehmens. "Stückweise mit den Lesern etwas zu entwickeln, das hat mich fasziniert." (mho)