Trotz deutscher Forderungen nach verbaler Mäßigung will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan seine Nazivergleiche nicht stoppen. "Ihr sollt die Freiheit haben, Erdoğan einen Diktator zu nennen, aber Erdoğan soll nicht die Freiheit haben, euch Faschist oder Nazi zu nennen", sagte er in einem Liveinterview der Sender CNN Türk und Kanal D in Ankara. "Solange sie Erdoğan einen Diktator nennen, werde ich sie weiterhin genau mit diesen Begriffen anreden. So einfach ist das."

Die auch gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) persönlich gerichteten Nazivorwürfe Erdoğans belasten seit Wochen das Verhältnis zwischen den beiden Ländern. Merkel hatte sich Nazivergleiche verbeten und auch der neue Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte sie in seiner Antrittsrede am Mittwoch in Berlin zurückgewiesen. Steinmeier hatte Erdoğan aufgefordert: "Respektieren Sie den Rechtsstaat und die Freiheit von Medien und Journalisten." Er bedauere die gegen ihn gerichteten Äußerungen seines "guten Freundes", sagte der türkische Staatschef nun und fügte hinzu: "Hätte er eine solche Erklärung nur nicht abgegeben."

Auch der niederländischen Regierung hatte Erdoğan Nazimethoden vorgeworfen, weil diese Wahlkampfauftritte türkischer Minister unterbunden hatte und gegen türkische Demonstranten vorgegangen war.

Vor der Abstimmung über die Einführung eines Präsidialsystems am 16. April in der Türkei plane er keinen Deutschland-Besuch mehr, sagte Erdoğan in dem TV-Interview. Türken in Deutschland können bereits von Montag an abstimmen. Mit der umstrittenen Verfassungsreform will der Präsident seine Machtbefugnisse erweitern.

Türkei - Was in der Verfassungsreform Erdoğans steht Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan strebt eine Verfassungsreform für das Präsidialsystem an, die ihm mehr Macht verleihen würde. Hier die Punkte der Reform im einzelnen