Frankfurt/Main. Hoher Sachschaden, aber keine Verletzten: Auf dem Weg zur Wartung ist in der Nacht zu Freitag ein leerer ICE in Frankfurt entgleist.

Der Aufprall in den frühen Morgenstunden muss gewaltig gewesen sein. Auf dem Weg ins Wartungszentrum prallt ein leerer ICE in Frankfurt gegen einen Prellbock und entgleist. Der Lokomotivführer kommt bei dem Unfall um halb zwei morgens mit einem Schock davon. Wie viel Glück er hat, wird bei Tageslicht deutlich. Der Zug ist teilweise auf den Bahnsteig gehoben, ein großes Loch klafft gleich unter dem Firmenlogo der Deutschen Bahn.

Das Glas des rechten Scheinwerfers ist ein Scherbenmosaik, die „Schnauze“ des Zuges zerborsten. Statt stromlinienförmiger Eleganz ein Blick in das Innere. Dämmmaterial und verbogene Metallteile liegen auf Bahnsteig und Gleisen.

Der ICE muss mit Spezialkränen geborgen werden.
Der ICE muss mit Spezialkränen geborgen werden. © dpa | Bundespolizei

„Ach du Schreck“, sagt eine Frau sichtlich beeindruckt, als sie mit ihren Einkaufstaschen zum Bahnhof Griesheim abbiegt und an dem mit Flatterband abgesperrten Zugang stehen bleibt. Neben ihr herrscht ein reges Kommen und Gehen – Passanten bleiben stehen, um einen Blick auf den beschädigten Zug zu werfen. Handys werden gezückt, ein paar ältere Männer spekulieren über die Unglücksursache. Anwohner schauen mit Kind und Kegel am Bahnhof vorbei, die Straße davor ist gesperrt.

Unfallhergang noch unklar

Wie es zu dem Unfall kam, wissen auch die Bahnvertreter noch nicht. „Die Ursache ist noch nicht bekannt“ sagt eine Sprecherin. Auch zur Schadenshöhe lassen sich Stunden nach der Entgleisung des ICE noch keine Angaben machen außer: „Das ist schon ein sehr hoher Schaden“. Doch ist außer dem Zug auch die Oberleitung oder die Statik der Unterführung beschädigt?

Die Kräfte, die die Zugspitze aus den Gleisen und teilweise auf den Bahnsteig hoben, müssen beträchtlich gewesen sein – und das, obwohl der Zug im Bahnhofsbereich mit reduzierter Geschwindigkeit fährt.

Selfies mit dem Unfallzug

Der S-Bahnverkehr auf der Strecke ruht stundenlang. Für die etwa 9000 Pendler, die täglich von Griesheim, Höchst oder Nied in die Frankfurter Innenstadt fahren, ist der Weg in die City immerhin nicht zu umständlich – wenige hundert Meter entfernt verläuft parallel zur S-Bahn-Strecke eine Straßenbahnverbindung ins Zentrum.

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Junge Männer und Frauen in orangefarbenen Schutzwesten stehen auf den Gleisen und vor dem Zug, machen Selfies mit dem Unfallwagen. Sie sind Auszubildende der Bahn, als künftige Fahrdienstleiter werden sie in Stellwerken für die Weichenstellung zuständig sein. „Unser Ausbildungsleiter hat gesagt, wir sollen uns das mal ansehen“, sagt einer von ihnen. „So sehen wir einen ICE zum Glück ja nur selten.“

Schwierige Bergung des ICE

Der Bahn-Nachwuchs ist beeindruckt. „Das ist schon ziemlich spektakulär.“ Es ist gleichzeitig eine ernüchternde Erinnerung daran, was im schlimmsten Fall wegen einen defekten Signals oder einer falschen Weichenstellung passieren könnte. „Was für ein Glück, dass keine Menschen im Zug saßen“, ist immer wieder zu hören.

Am Abend wird die Sperrung des Bahnhofs Frankfurt-Griesheim schließlich aufgehoben, erklärte ein Sprecher der Deutschen Bahn in Frankfurt. Der verunglückte Zug ist geborgen. Die S-Bahnen der Linie S1 würden wieder auf ihrer regulären Strecke verkehren. (dpa)

Das schwere Zugunglück von Bad Aibling

Bei einem der schwersten Zugunglücke in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands wurden am 9. Februar 2016 zwölf Menschen getötet und fast 90 Insassen teils lebensgefährlich verletzt.
Bei einem der schwersten Zugunglücke in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands wurden am 9. Februar 2016 zwölf Menschen getötet und fast 90 Insassen teils lebensgefährlich verletzt. © dpa | Peter Kneffel
Das Unglück ereignete sich um 6.48 Uhr in der Nähe von Bad Aibling im Landkreis Rosenheim.
Das Unglück ereignete sich um 6.48 Uhr in der Nähe von Bad Aibling im Landkreis Rosenheim. © dpa | Peter Kneffel
Zwei Züge des privaten „Meridian“, der von der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) betrieben wird, stießen frontal zusammen.
Zwei Züge des privaten „Meridian“, der von der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) betrieben wird, stießen frontal zusammen. © dpa | Peter Kneffel
Der Fahrdienstleiter musste sich vom 10. November an wegen fahrlässiger Tötung vor dem Landgericht Traunstein verantworten.
Der Fahrdienstleiter musste sich vom 10. November an wegen fahrlässiger Tötung vor dem Landgericht Traunstein verantworten. © dpa | Uwe Lein
Er soll bis kurz vor dem Unfall auf seinem Handy ein Computerspiel gespielt haben und dadurch abgelenkt gewesen sein, wie ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft.
Er soll bis kurz vor dem Unfall auf seinem Handy ein Computerspiel gespielt haben und dadurch abgelenkt gewesen sein, wie ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft. © dpa | Peter Kneffel
Dutzende Rettungskräfte eilten binnen kurzer Zeit an den Unglücksort. Die betroffene Strecke wurde komplett gesperrt.
Dutzende Rettungskräfte eilten binnen kurzer Zeit an den Unglücksort. Die betroffene Strecke wurde komplett gesperrt. © dpa | Peter Kneffel
Das Unglück geschah auf eingleisiger Strecke.
Das Unglück geschah auf eingleisiger Strecke. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
Kränze, Kerzen und Blumen nahe der Unglücksstelle.
Kränze, Kerzen und Blumen nahe der Unglücksstelle. © dpa | Peter Kneffel
Auf einer Länge von bis zu 120 Metern mussten Schienen und Schwellen teils erneuert werden. Die eingleisige Strecke blieb mehrere Tage gesperrt.
Auf einer Länge von bis zu 120 Metern mussten Schienen und Schwellen teils erneuert werden. Die eingleisige Strecke blieb mehrere Tage gesperrt. © dpa | Peter Kneffel
Ein Betroffener hängte an der Unglücksstelle eine Kerze an einen Baum.
Ein Betroffener hängte an der Unglücksstelle eine Kerze an einen Baum. © dpa | Uwe Lein
Am 12. Februar 2016 trug ein Polizist eine Steuereinheit (l.) und ein elektronisches Bauteil (r.) aus einem der zwei verunglückten Regionalzüge.
Am 12. Februar 2016 trug ein Polizist eine Steuereinheit (l.) und ein elektronisches Bauteil (r.) aus einem der zwei verunglückten Regionalzüge. © dpa | Peter Kneffel
Einsatzkräfte suchten an der Unfallstelle der Regionalzüge mit Hochdruck nach der dritten Blackbox. Diese ist am 12. Februar gefunden worden.
Einsatzkräfte suchten an der Unfallstelle der Regionalzüge mit Hochdruck nach der dritten Blackbox. Diese ist am 12. Februar gefunden worden. © dpa | Peter Kneffel
Blick auf die Unfallstelle der Züge am Morgen des 11. Februar. Die Unglücksstelle lag in einem Waldstück an einer Hangkante, die steil zu einem Kanal abbricht, und war nur schwer zu erreichen.
Blick auf die Unfallstelle der Züge am Morgen des 11. Februar. Die Unglücksstelle lag in einem Waldstück an einer Hangkante, die steil zu einem Kanal abbricht, und war nur schwer zu erreichen. © dpa | Peter Kneffel
Angehörige und Mitglieder von Rettungsdiensten nahmen am 14. Februar in Bad Aibling an einem ökumenischen Gottesdienst für die Angehörigen der Opfer des Zugunglücks und für die Rettungs- und Hilfskräfte teil.
Angehörige und Mitglieder von Rettungsdiensten nahmen am 14. Februar in Bad Aibling an einem ökumenischen Gottesdienst für die Angehörigen der Opfer des Zugunglücks und für die Rettungs- und Hilfskräfte teil. © dpa | Uwe Lein
Kardinal Reinhard Marx und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, die Ständige Vertreterin des Landesbischofs, spendeten in der Kirche Sankt Georg Trost.
Kardinal Reinhard Marx und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, die Ständige Vertreterin des Landesbischofs, spendeten in der Kirche Sankt Georg Trost. © dpa | Uwe Lein
Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU, r.), Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU, Mitte) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU, l.) nahmen ebenfalls an dem Gottesdienst teil.
Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU, r.), Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU, Mitte) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU, l.) nahmen ebenfalls an dem Gottesdienst teil. © dpa | Uwe Lein
Ein Tag nach dem schrecklichen Zugunglück wurden Kränze niedergelegt. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU, l.) und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen, 2. v.l.) gedachten der Opfer.
Ein Tag nach dem schrecklichen Zugunglück wurden Kränze niedergelegt. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU, l.) und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen, 2. v.l.) gedachten der Opfer. © dpa | Bayerische Staatskanzlei
Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, hatte am Rathaus in Bad Aibling ein Statement an die Medienvertreter abgegeben. „Wir sind tief bestürzt über den Unfall. Den Verletzten und den Angehörigen der Unfallopfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Ich habe bereits der Bayerischen Oberlandbahn GmbH meine Betroffenheit zum Ausdruck gebracht. Selbstverständlich unterstützen wir die ermittelnden Behörden bei der Aufklärung der Unfallursache. Ich möchte den Rettungskräften und allen Helfern vor Ort für ihren schweren Einsatz ausdrücklich danken.“
Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, hatte am Rathaus in Bad Aibling ein Statement an die Medienvertreter abgegeben. „Wir sind tief bestürzt über den Unfall. Den Verletzten und den Angehörigen der Unfallopfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Ich habe bereits der Bayerischen Oberlandbahn GmbH meine Betroffenheit zum Ausdruck gebracht. Selbstverständlich unterstützen wir die ermittelnden Behörden bei der Aufklärung der Unfallursache. Ich möchte den Rettungskräften und allen Helfern vor Ort für ihren schweren Einsatz ausdrücklich danken.“ © dpa | Matthias Balk
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer machte sich auch persönlich ein Bild von der Unglücksstelle.
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer machte sich auch persönlich ein Bild von der Unglücksstelle. © dpa | Peter Kneffel
Er zeigte sich erschüttert. „Eine Tragödie für das ganze Land, Bayern trauert“, sagte er. „Es ist eine schwere Zeit für uns alle.“
Er zeigte sich erschüttert. „Eine Tragödie für das ganze Land, Bayern trauert“, sagte er. „Es ist eine schwere Zeit für uns alle.“ © Getty Images | Lennart Preiss
Mitarbeiter des Roten Kreuzes standen fassungslos vor den Trümmern der Unglückszüge.
Mitarbeiter des Roten Kreuzes standen fassungslos vor den Trümmern der Unglückszüge. © dpa | Sven Hoppe
Unmittelbar an der Zugtrasse postierten sich die Helfer von Feuerwehr und Rettungsdienst. Einige der zahlreichen Verletzten wurden direkt vor Ort versorgt.
Unmittelbar an der Zugtrasse postierten sich die Helfer von Feuerwehr und Rettungsdienst. Einige der zahlreichen Verletzten wurden direkt vor Ort versorgt. © dpa | Sven Hoppe
Die Unglücksstelle befand sich an einem Ort, der für die Helfer nicht leicht zugänglich war. Es war für die Einsatzkräfte nicht einfach, die Verletzten aus den teilweise stark deformierten Waggons zu bergen.
Die Unglücksstelle befand sich an einem Ort, der für die Helfer nicht leicht zugänglich war. Es war für die Einsatzkräfte nicht einfach, die Verletzten aus den teilweise stark deformierten Waggons zu bergen. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Die Verletzten wurden sofort nach der Bergung medizinisch versorgt.
Die Verletzten wurden sofort nach der Bergung medizinisch versorgt. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gab nahe der Unglücksstelle ein Interview. Er sei in Gedanken bei den Opfern. Es handele sich um eine schreckliche Katastrophe.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gab nahe der Unglücksstelle ein Interview. Er sei in Gedanken bei den Opfern. Es handele sich um eine schreckliche Katastrophe. © Getty Images | Jan Hetfleisch
Gemeinsam mit dem bayerischen CSU-Innenminister Joachim Herrmann (Mitte) besuchte Dobrindt (l.) den Unglücksort.
Gemeinsam mit dem bayerischen CSU-Innenminister Joachim Herrmann (Mitte) besuchte Dobrindt (l.) den Unglücksort. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Hubschrauber flogen Verletzte in die umliegenden Krankenhäuser.
Hubschrauber flogen Verletzte in die umliegenden Krankenhäuser. © dpa | Uwe Lein
„Die Hilfeleistung steht an erster Stelle“, sagte der Sprecher der Feuerwehr.
„Die Hilfeleistung steht an erster Stelle“, sagte der Sprecher der Feuerwehr. © Getty Images | Jan Hetfleisch
Es ist das schlimmste Zugunglück in Deutschland seit fünf Jahren, sagte ein Polizeisprecher.
Es ist das schlimmste Zugunglück in Deutschland seit fünf Jahren, sagte ein Polizeisprecher. © REUTERS | STRINGER
Das Unglück ereignete sich an einer schwer zugänglichen Stelle.
Das Unglück ereignete sich an einer schwer zugänglichen Stelle. © dpa | Sven Hoppe
Parallel zur Bahnstrecke fließt der Fluss Mangfall, der den Transport von Hilfsgeräten erleichterte.
Parallel zur Bahnstrecke fließt der Fluss Mangfall, der den Transport von Hilfsgeräten erleichterte. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Die Bergungsarbeiten liefen schnell an.
Die Bergungsarbeiten liefen schnell an. © dpa | Paul Winterer
Es galt, an die hundert Verletzte zu versorgen.
Es galt, an die hundert Verletzte zu versorgen. © dpa | Paul Winterer
Acht Rettungshubschrauber waren im Einsatz.
Acht Rettungshubschrauber waren im Einsatz. © REUTERS | MICHAEL DALDER
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