Kohlbacher selbstbewusst: Handball-Star erklärt seine Kahl-Frisur

Deutschland – Saudi-Arabien heute ab 17.45 Uhr im LIVE-TICKER

Von: Von DIRK WEITZMANN

Gegen Chile (35:14) haute Jannik Kohlbacher (21) einen raus. Acht Treffer des kräftigen Kreisläufers der HSG Wetzlar – seine ersten WM-Tore überhaupt.

Tor-Kracher Kohlbacher fiel auf. Nicht nur wegen seiner Tore! Sein rasierter Kopf war auch im Internet-Stream deutlich zu erkennen. Die kahlen Stellen. Bei der EM 2016 sahen wir ihn noch mit einer gegelten Haarpracht. Ein Jahr später fehlen Gel, Wachs und Haare.

Jannik Kohlbacher (l.) setzt sich im WM-Auftaktspiel gegen Ungarns Bence Banhidi durch

Jannik Kohlbacher (l.) setzt sich im WM-Auftaktspiel gegen Ungarns Bence Banhidi durch

Foto: Alex Grimm / Getty Images

„Kohli“ zu BILD: „Ich habe das mit der Haare-Matte noch bis April 2016 durchgezogen. Dann war es mir einfach zu lästig die kahlen Stellen durch den Haarausfall zu verdecken. Ja, ich habe genug Selbstvertrauen, um das offen zu zeigen. Es ist jetzt deutlich einfacher. Solange ich oben noch ein paar Haare habe, kann ich es so tragen. Wenn es oben auch anfängt, muss ich das natürlich auch ganz abmachen.“

Der medizinische Fachbegriff lautet: kreisrunder Haarausfall! Kohlbacher, der in Wetzlar bis 2018 unter Vertrag steht, hat sich untersuchen lassen. „Es ist nicht genetisch, es hat keiner gehabt in meiner Familie. Man weiß nichts genaues“, sagt Kohlbacher. Und: „Ich habe nur gehört, dass man eine Nahrungsunverträglichkeit die Ursache sein kann. Ich werde mich nach der WM testen lassen.“

Eine Essen-Umstellung brachte noch nichts. Kohlbacher: „Ich habe es probiert mit einer Änderung meiner Ernährung. Ich habe mich drei Monate vegan ernährt und dabei etwa acht Kilo verloren.“ Inzwischen kommt wieder Fleisch auf Tisch und Körper. „Ich habe die Muskulatur jetzt wieder draufgepackt, liege bei etwa 108 Kilo.“

Ein Ergebnis, dass auch seinen geliebten Opa Wilfried freut, dem er in seine Karriere viel verdankt. Und mit dem ihm viel verbindet. Opa Wilfried fuhr Kohlbacher von Birkenau-Reisen nach Großwallstadt zum Training, mehrmals die Woche.

Dann der Schock, Kohlbacher war 15. Auf einer Fahrt schnitt ein entgegenkommendes Fahrzeug die Kurve – schwerer Unfall. Sein Großvater verlor ein Bein, lag Monate im Koma. Kohlbacher erlitt ein Schädelhirn-Trauma.

Und heute? „Es geht ihm gut, er wünscht mir natürlich immer viel Glück und gratuliert mir nach jedem Spiel“, sagt Kohlbacher mit deutlich weicherer Stimme. „Mein Opa freut sich super, dass ich dabei bin uns ist natürlich auch stolz.“

Die Freude über die rasante Entwicklung teilt auch sein Freund und Zimmerkollege Andreas Wolff (25, Kiel). Der Torwart: „Ich freue mich unheimlich für ihn, dass er so gut spielt. Kohli hat sich unheimlich rein.“ Der Tor-Kracher macht auf sich aufmerksam.

Bei der EM 2016 war er nur der Mann für die speziellen Situationen (Unterzahl). Trainer Dagur Sigurdsson (43) hatte vier Kreisläufer im Kader. Kohlbacher: „Bei der WM komme ich jetzt auch im normalen Spiel zur Geltung. Ich darf mehr Verantwortung übernehmen, vorn und hinten. Das ist ein gutes Gefühl. Die Chance will ich natürlich nutzen.“

Und was ist dann in Frankreich möglich? „Wir sollten jetzt erst mal unsere Gruppe gut zu Ende spielen. Dann denke ich aber schon, dass wir ins Halbfinale kommen sollten.“ Dann würde auch Opa Wilfried wieder anrufen, gratulieren und sich freuen.

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