Flüchtlingshilfe, Starkregen, Integration – Das Jahr 2016 beim Technischen Hilfswerk Der digitale Jahresrückblick

Seit 66 Jahren leistet das THW technische und logistische Hilfe für Menschen in Not. Das Jahr 2016 hatte so einige Herausforderungen für die 80.000 ehrenamtlichen und 1.000 hauptamtlichen THW-Kräfte parat: gestrandete Pottwale, Starkregenfälle im Frühsommer, das Bundesjugendlager der THW-Jugend und verschiedene Projekte im Ausland. Bilder aus dem Blickwinkel der THW-Kräfte und neues Filmmaterial werfen Schlaglichter auf ausgewählte Ereignisse eines bewegten Jahres. Wie wichtig die innere Einstellung für die richtige Einsatzbereitschaft ist, erklärt THW-Präsident Albrecht Broemme zu Beginn anhand der Leitsätze des THW:

Glatte Straßen und vereiste Schienen: Das Jahr 2016 startete für das THW arbeitsreich

Wie weitreichend seine Einsatzmöglichkeiten sind, zeigte das THW im Januar, als Einsatzkräfte zwei Pottwale bargen, die auf der ostfriesischen Insel Wangerooge gestrandet waren. Mehr als 30 ehrenamtliche THW-Kräfte transportierten und zerlegten die etwa 13 Meter langen Tiere – ein wahrer Kraftakt.

Im Einsatz muss jeder Handgriff sitzen

Um auf alle möglichen Einsätze vorbereitet zu sein, die das THW im Laufe eines Jahres erwarten, nutzten die ersten Ortsverbände bereits die knackig kalten Temperaturen im Januar für Übungseinheiten unter erschwerten Bedingungen. Insbesondere Atemschutz und Personenrettung standen auf dem Programm.

800 Einsatzkräfte, 200 Fahrzeuge, 79 Ortsverbände: Daraus resultierte Ende Januar eine Fahrzeugschlange von knapp zwei Kilometern. Der Landesverband Bremen, Niedersachsen übte das „Führen von Verbänden“ sowie den Einsatz von Digitalfunk. Fahren in der Kolonne, Einparken und Einweisen werden in dieser Größenordnung zu einer wahren Herausforderung.

Führen von Verbänden im Landesverband Bremen, Niedersachsen

Das THW zeigt Gesicht

Es war der größte Einsatz in der Geschichte des THW: die Flüchtlingshilfe in Deutschland. Dass das Engagement des THW für notleidende Menschen ein Ausdruck von Weltoffenheit und Toleranz ist, machte das THW bis einschließlich Januar mit einer eigenen Kampagne deutlich: „Das THW zeigt Gesicht“. Seit Dezember 2015 konnten Bürgerinnen und Bürger die Kampagnenmotive auf Infoscreens an Bahnhöfen, im Fahrgast-TV in Bussen und Bahnen, in regionalen Printmedien und auf Gratispostkarten in ganz Deutschland sehen.

Der Februar begann für das THW mit einem tragischen Unglück: In Bad Aibling kollidierten zwei Züge, zwölf Menschen starben bei dem Unfall. Nahezu 350 THW-Kräfte beseitigten Trümmer, transportierten Material sowie Personen zur Unfallstelle und leuchteten die Einsatzstelle aus.

THW-Präsident Albrecht Broemme machte sich ein Bild von der Unfallstelle

Stromausfall im Krankenhaus. Bei Bauarbeiten wurde die Elektroleitung der Bochumer Augusta-Kliniken gekappt. Mit drei Netzersatzanlagen stellte das THW die Stromversorgung sicher. 70 Einsatzkräfte aus drei Ortsverbänden waren die gesamte Nacht im Einsatz.

Ehrenamtliche des THW im Dauereinsatz

Von Februar bis März war das THW besonders stark in die Flüchtlingshilfe involviert. Mehrere Großprojekte lagen in der Verantwortung der THW-Kräfte. Auf dem alten Militärflughafen in Hörstel richteten beispielsweise rund 120 Helferinnen und Helfer aus neun Ortsverbänden eine Unterkunft für Flüchtlinge ein. Die Bilanz: 350 Doppelstockbetten für mehr als 700 Geflüchtete.

Mit dem Frühlingserwachen siedelten immer mehr Flüchtlinge von Notunterkünften in geregelte Unterbringungen um. Nachdem die Erstversorgung gewährleistet war, ging es darum, den Menschen langfristige Perspektiven zu bieten. Durch seine Integrationsinitiative machte das THW deutlich, dass in den Ortsverbänden alle Menschen willkommen sind – unabhängig von Herkunft, Religion oder Nationalität. Geflüchtete können sich im THW ehrenamtlich engagieren. Dabei erwerben sie nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern erlernen im Zusammenleben mit den THW-Kräften nebenbei die deutsche Sprache.

Das THW ist auch im Denkmalschutz aktiv – zumindest, wenn der Einsatz es erfordert. Ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus stürzte Anfang April im niedersächsischen Helmstedt ein. Mithilfe des Abstützsystems Holz bewahrten rund 40 THW-Kräfte das Gebäude vor noch größeren Schäden.

THW-Helfer schützen ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus in Helmstedt

Trümmerkegel, eingestürzte Gebäude und schwer zugängliches Terrain: Die Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) des THW trainierte Ende Mai in Frankreich gemeinsam mit französischen Einsatzkräften. Rund 80 THW-Kräfte bereiteten sich während der Übung nahe Marseille auf die humanitäre Soforthilfe nach einem Erdbeben vor. Besonders sehenswert: Bei dieser Übung entstand das Filmmaterial für den aktuellen SEEBA-Clip.

Übung „DangerResponse"

In der dritten Maiwoche trainierten 60 THW-Kräfte gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz bei der „DanGer Response“-Übung, Verletzte zu orten, zu transportieren und zu versorgen. Dazu trafen sich die Einsatzkräfte im dänischen Tinglev, wo sie eine Explosion in der ortsansässigen Munitionsfabrik simulierten. Im Fokus der Gemeinschaftsübung stand die Zusammenarbeit.

Unwetter zum Sommerbeginn

Zur Jahresmitte gipfelten die Herausforderungen des THW in den Unwettern zum Sommerbeginn. Deutschlandweit zerstörten und überfluteten lokale Starkregenfälle Gebäude und Straßenzüge. Die Naturgewalten rissen Brücken weg und unterbrachen im bayerischen Simbach am Inn sogar die Trinkwasserversorgung. Insgesamt knapp 8.000 THW-Helferinnen und -Helfer waren den gesamten Monat im Einsatz, um die Schäden zu beseitigen und die Fluten zurückzudrängen. Das THW konnte sich auf seine Technischen Züge verlassen. Mit den Einsätzen der Fachgruppen Beleuchtung, Brückenbau, Logistik, Ölschaden, Räumen, Trinkwasserversorgung und Wasserschaden/Pumpen traten die Spezialfähigkeiten und Alleinstellungsmerkmale des THW deutlich hervor.

In Simbach am Inn bereitete das THW insgesamt 5,5 Millionen Liter Schmutzwasser zu Trinkwasser auf – so viel, wie in keinem nationalen Einsatz jemals zuvor. Zum Vergleich: Dabei handelt es sich um mehr als 600.000 Wasserkästen.

Alte Stärken neu entdeckt: Die Kompetenzen des THW im Brückenbau erlebten im Zuge der Starkregenfälle eine Renaissance. Während THW-Brücken in der Vergangenheit eher der Ausnahmefall waren, bauten THW-Kräfte in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen im Zuge der Starkregenfälle gleich sieben Brücken und stellten damit die Infrastruktur für Rettungsdienste, den Gütertransport und den Verkehr wieder instand. Wie das geht, zeigen die Ehrenamtlichen des THW im aktuellen Brückenbau-Clip, der im Laufe des Einsatzes entstanden ist.

Der Clip zum Thema Brückenbau:

Sommerzeit ist Übungszeit

Dass die Übungen extrem realitätsnah angelegt sind, bewiesen Schulungseinheiten Mitte Juni als deutschlandweit etwa 120 THW-Kräfte verschiedene Szenarien trainierten, die auch im Zuge der frühsommerlichen Starkregenfälle gefragt waren – wie zum Beispiel Trinkwasseraufbereitung, Ölseparation und Personenrettung. Das sind aber nur einige wenige Beispiele von vielen Übungseinheiten, die THW-Kräfte in den kommenden Monaten meisterten.

Hoher Besuch im Altenburger Schloss

Anlässlich des 20. Geburtstags des Landesverbands Sachsen, Thüringen, warfen Bundesinnenminister Thomas de Maizière, THW-Präsident Albrecht Broemme und der Landesbeauftragte für Sachsen, Thüringen, Manuel Almanzor, während der Feierlichkeiten am ersten Juliwochenende einen Blick auf die bewegte Vergangenheit und in die hoffnungsvolle Zukunft des Landesverbands.

Training of Trainers

Im Rahmen des Programms „Training of Trainers“ zeigten THW-Kräfte 15 Führungskräften aus dem tunesischen Katastrophenschutz Office National de la Protectione Civile (ONPC), wie sie technische Inhalte verständlich aufbereiten und was bei der Ausbildung von Ehrenamtlichen im Zivilschutz zu beachten ist. Bereits seit 2012 unterstützt das THW seine tunesischen Partner im Bevölkerungsschutz.

Dass THW-Kräfte nicht nur im Einsatz eine gute Figur machen, bewiesen ausgewählte Ehrenamtliche aus allen Landesverbänden während des Fotoshootings für die neuen Motive zur Kampagne „Raus aus dem Alltag. Rein ins THW!“. Im Sommer posierten sie auf dem Truppenübungsplatz im niedersächsischen Bergen vor der Kamera. Getreu dem Motto: „Raus aus dem THW-Alltag. Rein ins Setting!“ Mit der Imagekampagne erzeugt das THW bundesweit Aufmerksamkeit und unterstützt mit verschiedenen Druckvorlagen seine Ortsverbände bei der lokalen Werbung von Ehrenamtlichen.

Im August erstrahlte der Norden Deutschlands ganz in Blau. Für das 16. THW-Bundesjugendlager errichteten rund 4.000 Jugendliche sowie Betreuerinnen und Betreuer auf dem Gelände der Holstenhallen in Neumünster eine Zeltstadt.

Film: Der Aufbau im Zeitraffer

Von Workshops über Sportturniere bis hin zu Ausflügen konnten die THW-Junghelferinnen und -helfer eine Woche lang so einiges erleben. Sie vertieften nicht nur ihr Fachwissen, sondern knüpften auch neue Kontakte und Freundschaften.

Weltweit vernetzt: Strahlende Grüße vom Südpol sendete Marcus Heger an alle THW-Kräfte und Jugendlichen nach Neumünster. Beim letzten Bundesjugendlager hatte er noch selbst Amateurfunk-Workshops für die Jugendlichen des THW angeboten, diesmal meldete er sich vom südlichsten Arbeitsplatz Deutschlands.

15 Teams, ein Titel: Der Bundeswettkampf ist der traditionelle Höhepunkt des Bundesjugendlagers. Die Katastrophenschützerinnen und -schützer von morgen konnten auch in diesem Jahr wieder ihr Können unter Beweis stellen. THW-Jugendgruppen aus der gesamten Bundesrepublik traten in zwölf Disziplinen gegeneinander an.

Sprache, Essen, Kultur

Im Auslandseinsatz ist vieles anders. Deshalb haben THW-Kräfte aus der Auslandshelferdatenbank die Möglichkeit, fünf Wochen lang Erfahrung als Trainee in einem THW-Auslandseinsatz zu sammeln, wie Stefan Brenk im Nordirak. Bereits seit 17 Jahren ist er im THW und verbrachte im Jahr 2016 mehr als einen Monat für das THW in einem irakischen Flüchtlingscamp – eine Erfahrung, die er so schnell nicht vergessen wird.

Hinter den Kulissen

Einen Blick hinter die Kulissen der Politik konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger Ende August beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung in Berlin werfen. Mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher informierten sich. Das THW nutzte das große Interesse, um mit schwerem Gerät und Teilnehmern aus der Integrationsinitiative seine Arbeit vorzustellen und mit Menschen aus allen Himmelsrichtungen der Republik ins Gespräch zu kommen. Dazu luden THW-Stände im Auswärtigen Amt, Bundesinnenministerium, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Bundespresseamt ein.

Der August begann für 50 THW-Helferinnen und -Helfer aus sieben Ortsverbänden ganz schön nass. Mit einer Spitzenleistung von 50.000 Litern pro Minute pumpten THW-Kräfte im nordrhein-westfälischen Ennigerloh den Steinbruch eines Zementwerks aus.

In den nachfolgenden Wochen übernahm das THW weitere Spezialaufträge: THW-Kräfte bargen gleich drei Flugzeugwracks in Speyer, Allendorf/Eder und Marl

Wie wichtig das ehrenamtliche Engagement des THW ist, weiß auch die Politik. Beim Auslandshelferempfang dankte Bundesinnenminister Thomas de Maizière THW-Kräften für ihr Engagement während der jüngsten THW-Auslandseinsätze im Irak, in Tunesien, Griechenland, den Balkanstaaten und der Türkei.

Das THW macht alle zu Praktikern: Bei der Veranstaltung „MdB trifft THW“ gaben ehrenamtliche THW-Kräfte rund 340 Bundestagsabgeordneten Einblicke in die blaue Welt des THW. Neben fachlichen Informationen und persönlichem Austausch erhielten Politikerinnen und Politiker auch die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen.

Am Tag der deutschen Einheit zog sich ein blaues Band quer durch Dresden, denn anlässlich der Feierlichkeiten präsentierte das THW auf der Blaulichtmeile an der Elbe einen Gerätekraftwagen, Mehrzweckkraftwagen und drei Radlader. Im Zelt der Bundesregierung suchten die THW-Kräfte zudem den Dialog zu den Besucherinnen und Besuchern.

Im nordirakischen Flüchtlingscamp Arbat eröffnete das THW gemeinsam mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) im Herbst einen Werkzeugverleih, um die Eigenständigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner zu fördern. Am Eröffnungsworkshop nahmen auch 20 Frauen teil.

Elefanten vergessen nie, genau wie die THW-historische Sammlung. Das lebendige Gedächtnis des THW feierte im November seinen 20. Geburtstag.

THW-Präsident Albrecht Broemme, Hans-Joachim Derra, THW-Vizepräsident Gerd Friedsam, Gertrud Rähse und Rudolf Hattenkofer feierten das Jubiläum der THW-historischen Sammlung

Zum Ende des Jahres standen noch einmal diverse Großübungen auf dem Programm der THW-Kräfte. Neben verschiedenen Jahresabschlussübungen gehörten auch ein Fahrsicherheitstraining und eine Kraftfahrerausbildung dazu.

Erst weihnachtet es, dann knallt und zischt es, und plötzlich ist das Jahr zu Ende. Auch die THW-Kräfte freuten sich über geruhsame und besinnliche Feiertage, bevor es im nächsten Jahr wieder auf zu neuen Taten geht. Das THW bedankt sich bei allen Helferinnen und Helfern, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Unterstützerinnen und Unterstützern für ihr wertvolles und beständiges Engagement im Laufe des Jahres 2016.

Impressum:

Das Internetangebot wird herausgegeben von der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) vertreten durch den Präsidenten, vertreten durch den Leitungsstab/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Adresse: Provinzialstraße 93, 53127 Bonn

Tel.: +49 (0) 228 940 - 0; Fax: +49 (0) 228 940 - 1333;

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Credits:

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