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SPIEGEL ONLINE

Drohung per Twitter Trump will neue Air Force One abbestellen

Der künftige US-Präsident betreibt Wirtschaftspolitik per Twitter. Donald Trump findet die Präsidentenmaschine Air Force One zu teuer und fordert eine Stornierung des Auftrags. Hersteller Boeing wurde offenbar kalt erwischt.

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat dem heimischen Flugzeughersteller Boeing damit gedroht, eine neue Ausgabe der Präsidentenmaschine Air Force One abzubestellen. Wörtlich schrieb er am Dienstag: "Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für künftige Präsidenten, aber die Kosten sind außer Kontrolle, mehr als vier Milliarden. Abbestellen!"

Die US-Regierung hatte Boeing mit dem Bau von mindestens zwei neuen Flugzeugen beauftragt, die um das Jahr 2024 herum in Dienst genommen werden sollten. Die Luftwaffe hat jedoch auf eine schnellere Fertigstellung gedrungen, da die Instandhaltung der derzeit gebräuchlichen Maschinen zu kostspielig werde. Der ursprüngliche Auftragswert lag bei rund drei Milliarden US-Dollar, doch Berichten zufolge sollen sie mittlerweile angestiegen sein.

Trump nutzt bislang sein Privatflugzeug, bei dem es sich um eine Boeing 757 handelt. Die Präsidentenmaschinen verfügen jedoch über eine Spezialausrüstung für Verteidigung und Kommunikation.

Der Aktienkurs von Boeing   lag im frühen Handel um rund ein Prozent im Minus. Auf die Bitte um einen Kommentar reagierte der Boeing-Sprecher Todd Blecher zunächst mit den Worten: "Wir müssen uns zurückmelden, wenn wir herausgefunden haben, was los ist."

Später verwies der Konzern dann in einem knappen Statement darauf, dass es derzeit für die "Air Force One" nur einen Vertrag in Höhe von 170 Millionen Dollar gebe. Das Unternehmen werde in den weiteren Phasen des Projekts mit der US-Luftwaffe zusammenarbeiten, damit "die besten Flugzeuge für den Präsidenten zum besten Wert für den amerikanischen Steuerzahler" ausgeliefert werden könnten.

Auch das Weiße Haus teilte mit, man wisse nicht, wie Trump auf einen Wert von vier Milliarden Dollar komme. "Manche der zitierten Statistiken scheinen, sagen wir, nicht den Charakter der finanziellen Vereinbarungen zwischen Boeing und dem Verteidigungsministerium widerzuspiegeln", sagte Regierungssprecher Josh Earnest.

Seit seiner Wahl sorgt Trump regelmäßig mit überraschenden Vorstößen für Aufsehen, auch wirtschaftspolitisch. So versprach er dem Klimaanlagenhersteller Carrier Steuererleichterungen in Höhe von rund sieben Millionen US-Dollar, damit dieser einen Teil seiner Arbeitsplätze nicht nach Mexiko verlagert.

Trumps Transitionsteam erklärte auf Nachfrage, der Milliardär habe sämtliche eigenen Boeing-Aktien im Juni verkauft.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieser Meldung hieß es, auch Trumps Privatmaschine sei eine Boeing 747. Tatsächlich handelt es sich jedoch um den Typ 757. Der Fehler beruhte auf einer Agenturangabe und ist mittlerweile korrigiert.

dab/AP/AFP