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Mögliche Auslieferung in Türkei USA liegen "keine Beweise" für Gülens angebliche Putschverstrickung vor

Bisher fehlten Washington Beweise für eine Auslieferung des umstrittenen Predigers Fethullah Gülen. Nun sichert die US-Regierung Ankara ihre Unterstützung zu. Alle vorgelegten Belege sollen gründlich geprüft werden.
Fethullah Gülen

Fethullah Gülen

Foto: Selahattin Sevi/ dpa

"Wir kooperieren mit den türkischen Behörden", sagte US-Vizepräsident Joe Biden anlässlich seines Besuchs in Ankara. Er sicherte der Türkei formale Unterstützung im Fall Fethullah Gülen zu. Bisher fehlten jedoch Beweise für eine Verwicklung des islamischen Predigers Gülen in den Putschversuch vom 15. Juli. Ankara habe zwar vier Auslieferungsanträge für Gülen eingereicht, diese hätten aber nichts mit dem gescheiterten Putsch zu tun, sagte ein US-Vertreter aus Bidens Umfeld.

Biden zeigte bei einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim Verständnis für die emotionalen Reaktionen in der Türkei. "Wir verstehen die starken Gefühle" der türkischen Regierung und Bevölkerung beim Thema Gülen, sagte Biden. Washington habe "nicht die Absicht, einen Menschen zu schützen, der unserem Verbündeten schadet".

Ankara hatte bereits in der vergangenen Woche erklärt, man habe zahlreiche Belege gegen Gülen in Washington eingereicht. Diese sollen nun gesichtet werden. "Die Türkei hat schon lange bestehende Bedenken gegen die Aktivitäten von Herrn Gülen, und nun wurden uns bedeutende Beweise gegen ihn vorgelegt, die wir sorgfältig prüfen werden", sagte ein Sprecher des Weißen Hauses.

Die US-Regierung besteht darauf, dass für das Auslieferungsersuchen gegen Gülen die üblichen rechtlichen Prozeduren gelten. Zuständig seien die US-Justizbehörden, sagte der Vertreter aus Bidens Umfeld. Eine "Politisierung" des Falles wäre "kontraproduktiv". Biden sagte, US-Präsident Barack Obama müsste mit einem Amtsenthebungsverfahren rechnen, wenn er die Ausweisung eines Ausländers anordne. Die "Mühlen der Justiz" seien "langsam", so sei es verständlich, wenn die Bevölkerung in der Türkei "wütend" sei.

Der Streit um Gülen, der seit 1999 in den USA im Exil lebt, hat die Beziehungen zwischen den Nato-Partnern Washington und Ankara in den vergangenen Wochen schwer belastet. Washington verlangte Beweise für eine angebliche Beteiligung des 75-Jährigen an dem Putschversuch. Ankara warnte, dass eine endgültige Ablehnung von Gülens Auslieferung die beiderseitigen Beziehungen schwer beschädigen würde.

asc/dpa/AFP/AP