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Türkei Erdogans politische "Säuberungen" erreichen das Außenministerium

Nach Soldaten, Lehrern, Journalisten geht der türkische Präsident Erdogan nun auch gegen Beamte im türkischen Außenamt vor. 88 Mitarbeiter verloren ihren Job. Zwei hochrangige Generäle gaben ihr Kommando ab.
Präsident Erdogan

Präsident Erdogan

Foto: UMIT BEKTAS/ REUTERS

Die Entlassungswelle nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei geht weiter: Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat bekanntgegeben, dass 88 Mitarbeiter aus seinem Ministerium "entfernt" worden seien. Wie CNN-Türk berichetet, gaben am Donnerstag außerdem zwei türkische Vier-Sterne-Generäle ihr Kommando ab, ohne Gründe für ihren Rücktritt zu nennen.

Erst am Vortag hatten die Streitkräfte fast 1700 Soldaten wegen Beteiligung am Putschversuch gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan unehrenhaft entlassen, darunter 149 Generäle und Admirale. Statistiken des Militärs zufolge sind das etwa 40 Prozent der türkischen Generäle.

Auch gegen Medien und Journalisten gehen Behörden weiter massiv vor. Sie schlossen Dutzende Zeitungen, Magazine, Rundfunk- und Fernsehsender und erließen Haftbefehle gegen 47 ehemalige Journalisten und Mitarbeiter der ehemals regierungskritischen Zeitung "Zaman". Insgesamt sind seit dem Putschversuch am 15. Juli über 60.000 Menschen suspendiert, entlassen oder festgenommen worden.

Erdogan wirft dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen vor, Drahtzieher des Umsturzversuchs zu sein. Gülen bestreitet dies. Erdogan hat angekündigt, den Staat von Anhängern der Gülen-Bewegung zu "säubern". Justizminister Bekir Bozdag sagte dem TV-Sender Habertürk, es gebe Geheimdienstinformationen, dass Gülen versuchen könnte zu flüchten. Demnach seien Australien, Mexiko, Kanada, Südafrika oder Ägypten als mögliche Zufluchtsländer im Gespräch. Die Türkei verlangt von den USA die Ausweisung des einstigen Weggefährten Erdogans, Washington weigert sich.

Nach dem Putschversuch hatte Erdogan den Ausnahmezustand verhängt, der am 21. Juli in Kraft trat. Das Notstandsgesetz erlaubt dem Präsidenten, weitgehend per Dekret zu regieren. Bislang erließ er zwei Dekrete. Die harten Maßnahmen, die seit dem Putschversuch gegen Verdächtige ergriffen wurden, wurden besonders aus der EU kritisiert.

cht/brk/Reuters/dpa