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Staatsfernsehen Russischer Moderator sinniert über Todesstrafe für Tony Blair

Tony Blair hat den Irakfeldzug begonnen, der Krieg forderte Hunderttausende Tote. Laut russischem Staatsfernsehen müsste der frühere Premier dafür genauso büßen wie Ex-Diktator Saddam Hussein.
Tony Blair

Tony Blair

Foto: Stefan Rousseau/ dpa

Russlands Staatsfernsehen hat am Sonntag für eine drastische Bestrafung des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair plädiert. Die Studioregie der Sendung "Westi Nedeli" blendete Blairs Bild ein und dazu eine Frage, die aus einem einzigen Wort bestand: "Aufhängen?"

Moderater Dmitrij Kisseljow zog in der Sendung polemisch Parallelen zum Schicksal des 2006 hingerichteten Saddam Hussein. Der Ex-Diktator des Irak war wegen eines Massakers an 148 Irakern gehängt worden. Blair dagegen habe nicht nur das Leben von 179 britischen Soldaten "unsinnig geopfert in einem unter erlogenen Gründen begonnenen Krieg", so TV-Mann Kisseljow. Darüber hinaus trage er die Schuld am Tod von "Hunderttausenden Irakern: Er hat sich selbst außerhalb des Gesetzes gestellt."

Foto: AFP

Hintergrund ist ein britischer Untersuchungsbericht zum Irakkrieg 2003, der Tony Blair schwer belastet. Der Ex-Premier hatte daraufhin verkündet, er werde die Verantwortung für die Invasion übernehmen. Kisseljow dazu: "Heißt das, dass man Tony Blair auch aufhängen wird? Oder - ich formuliere es etwas anders - heißt das, dass man Blair aufhängen müsste? Oder sind Hunderttausende Tote vielleicht nicht genug, um Blair zu hängen? Man stelle sich vor, Hunderttausende Briten wären getötet worden. Zählen Iraker weniger als andere Leben? Ich frage nur."

Moderator Dmitrij Kisseljow gehört zu den bekanntesten Gesichtern des russischen Fernsehens: Er moderiert nicht nur sonntags den Rückblick auf die Nachrichten der Woche, sondern ist auch Chef der staatlichen Medienholding "Russland heute".

Kisseljow macht regelmäßig Stimmung: gegen Homosexuelle, die Opposition, den Westen ganz allgemein. Einmal beschuldigte er eine unbescholtene Ärztin aus dem badischen Waldkirch, einen schwunghaften Handel mit Organen verwundeter Kämpfer aus der Ostukraine zu betreiben.

Kisseljow steht auf der Sanktionsliste der Europäischen Union.

beb