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Großbritannien Nigel Farage tritt nach Brexit-Votum als Ukip-Chef zurück

Nigel Farage, Anführer der rechtspopulistischen Ukip-Partei, tritt als deren Vorsitzender zurück. Mit dem Brexit-Votum für einen Austritt Großbritanniens aus der EU sieht sich der Anti-Europäer am Ziel.

Der Chef der rechtspopulistischen britischen Partei Ukip, Nigel Farage, tritt zurück. "Ich war nie und ich wollte nie ein Berufspolitiker werden", sagte der Brexit-Befürworter. Sein Ziel sei es gewesen, Großbritannien aus der Europäischen Union zu lösen. Das sei erreicht, nun er wolle "sein Leben zurückhaben".

Beobachter in London hatten diesen Schritt erwartet. Mit dem erfolgreichen Referendum für einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union haben Farage und seine Ein-Themen-Partei Ukip ihr Ziel erreicht.

Im Wahlkampf hatten sie vor allem damit geworben, den Zuzug von Ausländern aus der EU zu begrenzen. Allerdings wollen sie auch einen möglichst ungehinderten Zugang zum gemeinsamen Markt der EU erhalten.

Farage gehört der Partei seit deren Gründung 1993 an und wurde 1999 ins Europaparlament gewählt. Seinen Sitz dort will er behalten, um dort den Fortschritt der britischen Austrittsverhandlungen zu verfolgen. Gerade erst hatte er sich mit EU-Kommissionspräsident Juncker dort verbale Attacken geliefert.

Es ist bereits die dritte Rücktrittserklärung Farages: 2009 legte er den Vorsitz nieder, um sich auf den Wahlkampf in seinem Wahlkreis zu konzentrieren, den er nicht gewann. Nach der Wahl im Mai 2015 hatte Farage als Konsequenz des Wahlergebnisses seinen Rücktritt vom Parteivorsitz erklärt, und ihn drei Tage später widerrufen. Diesmal aber sei es ernst, so Farage. Er wolle nun Austrittsbewegungen in anderen europäischen Ländern unterstützen.

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Brexit-Vater: Farages größter Tag

Foto: TOBY MELVILLE/ REUTERS

Erst am vergangenen Donnerstag hatte der Konservative Boris Johnson, der neben Farage zum Gesicht der Brexit-Befürworter wurde, bekannt gegeben, dass er sich nicht um das Amt des britischen Premierministers bewerben will. Er war als klarer Favorit für die Nachfolge des jetzigen Premiers David Cameron gehandelt worden. Der hatte nach dem knappen Votum vom 23. Juni, bei dem 52 Prozent der Wähler für einen EU-Austritt stimmten, seinen Rücktritt erklärt.

"Die Zündler schleichen sich davon. Das Nicht-Antreten Boris Johnsons und der Rücktritt Nigel Farages zeigen die Verantwortungslosigkeit und Planlosigkeit der Brexit-Befürworter", kritisierte der EU-Parlamentarier der konservativen ÖVP, Othmar Karas, die beiden Rücktritte nach dem Referendum.

cht/vks/dpa