Viele werden sich noch an die Anfänge der DFÜ (Datenfernübertragung) erinnern, wo mittels so genannter Akkustikkoppler gerade mal 300 Bit pro Sekunde durch den auf die Muffen gelegten Telefonhörer geschickt werden konnten. Für die Übertragung einfacher Textnachrichten reichte das damals völlig aus.
Danach kamen die ersten Modems mit 2400, 9600, 14400, 28800 und später sogar 56000 Bit pro Sekunde. Bei jeder Gerätegeneration war man aufs Neue erstaunt ob der „gewaltigen“ Geschwindigkeit, mit der nun auch Webseiten, Bild- und Musikdateien übertragen werden konnten.
Dann kam ISDN und später ADSL, die neue Geschwindigkeitsrekorde mit sich brachten. Heute stehen wir bei VDSL2-Vectoring für Kupferzweidrahtleitungen, DOCSIS 3.1 für Koaxialkabel und – high end – Fiber to the home bei Glasfaserhausanschlüssen.
Die EU hat sich im Jahr 2010 eine digitale Agenda gegeben und sich dabei im Wesentlichen zwei Ziele bis 2020 gesetzt.
- Jeder Europäer soll bis dahin über eine Internetgeschwindigkeit von 30 Mbit/s verfügen.
- Jeder zweite Europäer soll mit mehr als 100 Mbit/s angeschlossen sein.
Diese Ziele waren von Anfang an hoffnungslos zu kurz gesteckt. Trotzdem werden sie aller Voraussicht nach nicht zu erreichen sein. Wie kann das sein? Ganz einfach: Man verkennt den künftigen Bandbreitenbedarf und setzt noch dazu auf die falschen Pferde für den Weg dorthin.
Auf Druck der europäischen Telekom-Konzerne hat die EU ein Ziel formuliert, das mit der bestehenden Kupfertechnik noch einigermaßen erreichbar ist. Damit begab man sich jedoch der einmaligen Chance, das Bandbreitenproblem ein für alle Mal zu lösen und sich so mit einer fokussierten Kraftanstrengung an die Spitze der globalen Entwicklung zu stellen. Dazu hätte man vollständig auf Glasfasernetze setzen müssen, denn nur diese sind für alle denkbaren künftigen Datenübertragungsanforderungen gerüstet.
Dass das nicht geschah, wird mit den enormen Kosten und den bestehenden teilweise noch zu amortisierenden Kupfernetzressourcen begründet. Klar wäre das teuer geworden, aber das wird es ohnehin. Jeder weiß, dass wir am Ende der Reise um den flächendeckenden Glasfaserausbau bis zum Endkunden nicht herumkommen werden. Warum also nicht gleich? Für eine derartig produktivitätssteigernde und langfristige Investition, die nachgewiesen konkretes Wirtschaftswachstum hervorbringt, wäre jedes europäische Sonderanleihenprogramm zu rechtfertigen gewesen.
Aber wie ist es nun mit der Bandbreite? Brauchen wir wirklich mehr als 100 Mbit/s? Definitiv ja. Der Bedarf an Internetgeschwindigkeit stieg nach dem Gesetz von Jakob Nielsen seit 1983 exponentiell um 50 % pro Jahr. Das bedeutet für das Jahr 2020 bereits das Kratzen an der Gigabit-Grenze. Die jetzt noch als Lösung für die EU-Ziele dargestellten Kupferleitungen haben dann längst ausgedient. Der weiterhin steigende Bandbreitenbedarf ist in Fachkreisen unumstritten, stehen doch datenhungrige neue Internetdienste wie Smart-Home, Telearbeit, Cloud-Computing, Industrie 4.0, Gesundheitsdienste, Online-Gaming oder 4K-Videos on Demand erst in den Startlöchern.
Vor allem ländliche Gemeinden sind also gut beraten, nicht auf die EU oder die Konzerne zu warten, sondern ihre wichtigste Infrastruktur bereits heute nach dem Standard der Zukunft FTTH zu errichten, um den Anschluss an die Ballungszentren nicht völlig zu verpassen. Die Partner des CommunalConnect Network helfen gerne dabei.
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