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Satellitenbild der Woche Außerirdisches Feuerwerk

Am Boden glimmen die Lichter der Zivilisation, darüber breiten sich Neonfarben aus. Die Ursache liegt 150 Millionen Kilometer entfernt.
Von Roland Mühlbauer
Polarlichter über Kanada: Elektrisches Plasma der Sonne

Polarlichter über Kanada: Elektrisches Plasma der Sonne

Foto: ESA/ NASA

Ein grün leuchtender Nebel aus dem All zieht über nächtlich illuminierten Großstädten dahin. Ganz schön gruselig, oder? "Ghostbusters"-Geisterjäger Dr. Egon Spengler hätte das Phänomen wahrscheinlich als außerordentlich große extraterrestrische Formation von Ektroplasma erklärt. Doch dabei handelt es sich nicht um weitere Screenshots der im Juli erwarteten zweiten Fortsetzung von "Ghostbusters".

Wobei Plasma schon das richtige Stichwort ist: Tatsächlich löst von der Sonne ausgesandtes elektrisches Plasma dieses Naturschauspiel aus. Mit einer Geschwindigkeit von 500 bis 800 Kilometern pro Sekunde treibt es durchs All, bis es nach zwei bis vier Tagen die 150 Millionen Kilometer entfernte Erde erreicht.

Dort wird zwar der größte Teil durch das Magnetfeld der Erde umgelenkt und strömt an unserem Planeten vorbei. In der Nähe der Pole durchdringen allerdings die Linien des terrestrischen Magnetfelds die Atmosphäre. Dort können die Plasmateilchen leicht auf Sauerstoff- und Stickstoffatome treffen und sie ionisieren. Bei einem weiteren Prozess verströmen die Atome dann das sogenannte Polarlicht, auch Aurora genannt.

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Foto: NASA

Astronauten als Fotografen

Das sorgt - wie hier - für derartig spektakuläre Ausblicke aus der Internationalen Raumstation ISS. Die Astronauten Scott Kelly und Tim Peake haben dort die Bilder gemacht und zur Erde geschickt. Entstanden sind sie auf dem Flug über Kanada nördlich von Vancouver. Die Lichter am Boden stammen von den Städten Edmonton, Red Deer und Calgary. Im Vordergrund befinden sich die kanadischen Rocky Mountains mit dem Banff- und Jasper Nationalpark. Der größte Teil des grünlich-schimmernden Nebels im Bildhintergrund befindet sich über der Ortschaft Fort McMurray in der kanadischen Provinz Alberta.

Weil Kanada auf der Nordhalbkugel liegt, sprechen Fachleute bei den Polarlichtern von Aurora borealis. Auf der Südhalbkugel heißen sie Aurora australis. Wann und wie stark Polarlichter auftreten, hängt stark von der Aktivität der Sonne ab - mal schleudern ihre Eruptionen mehr, mal weniger Plasma ins All.

Forscher haben mit dem sogenannten Sonnenfleckenzyklus dennoch eine Regelmäßigkeit erkannt: Etwa alle elf Jahre kommt es zu einem Aktivitätsmaximum. Das letzte gab es im Februar 2014. Im März 2015 waren nach einem starken Sonnensturm auch über Deutschland Polarlichter zu sehen.

Das hier gezeigte Bild nahm Scott Kelly am 20. Januar 2016 auf. Sogar die Infos für Fotografen liefert der US-Astronaut: Er verwendete eine Nikon D4 (Iso 800, Blende f/1.4, Brennweite 28 mm, 1/5 Sekunde Belichtungszeit). Einen Blitz hat er nicht benötigt.

Polarlichter gibt es nicht nur auf der Erde, sondern auch auf anderen Planeten und Monden unseres Sonnensystems. Und sogar noch tiefer im All haben Astronomen bereits das Phänomen beobachtet.

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