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Israel Gericht verurteilt Minderjährige für Mord an arabischem Jugendlichen

Mohammed Abu Chidair wurde entführt, geschlagen und lebendig verbrannt. Zwei seiner Peiniger wurden nun wegen Mordes verurteilt, das Urteil gegen den Hauptangeklagten ist in letzter Minute vertagt worden.
Minderjährige Angeklagte im Gerichtssaal: Strafmaß wird später verkündet

Minderjährige Angeklagte im Gerichtssaal: Strafmaß wird später verkündet

Foto: AHMAD GHARABLI/ AFP

Ein Gericht in Jerusalem hat zwei minderjährige Israelis für den Mord an dem 16-jährigen Palästinenser Mohammed Abu Chidair verurteilt. Sie hatten den Jungen im Juli 2014 aus dem Ostjerusalemer Stadtteil Schuafat entführt und in einen Wald verschleppt. Dort misshandelten sie Abu Chidair und verbrannten ihn bei lebendigem Leib. Das Verbrechen hatte Unruhen ausgelöst.

Das genaue Alter und die Namen der Angeklagten stehen in Israel unter Zensur. Im Prozess hatten sie den Mord gestanden. Sie bezeichneten den Mord als Vergeltung für die Tötung dreier israelischer Jugendlicher durch militante Palästinenser im Westjordanland. Das Strafmaß gegen die am Montag Verurteilten soll zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden.

Die beiden Minderjährigen hatten den dritten Angeklagten, Yosef Haim Ben-David, im Prozess stark belastet. Der 31-Jährige habe den Mord geplant, und die Jugendlichen unter Druck gesetzt, bei dem Komplott mitzumachen. Ben-David habe ihnen in den Stunden vor dem Verbrechen Pillen und Energydrinks verabreicht. Sie hätten gewusst, dass ihr Komplize einen arabischen Jugendlichen entführen wollte, von den Mordplänen seien sie jedoch überrascht worden.

Streit über die Schuldfähigkeit des Hauptangeklagten

Die drei Richter kamen zu dem Schluss, dass die Beweise gegen Ben-David für eine Verurteilung ausreichten. Weil seine Anwälte aber am Donnerstag ein psychologisches Gutachten vorlegten, das die Schuldunfähigkeit des Angeklagten belegen soll, vertagte das Gericht das Urteil. Das Gutachten wird nun vom Englischen ins Hebräische übersetzt, ein Urteil soll dann am 20. Dezember fallen.

Die Eltern des getöteten Mohammed nahmen an jedem Verhandlungstag im Gerichtssaal Platz. Der Vater äußerte mehrfach Kritik am schleppenden Fortgang des Prozesses und warf Israel doppelte Standards vor: "Warum haben sie die Häuser der drei Mörder nicht zerstört? Wären es Araber gewesen, wären ihre Häuser sofort plattgemacht worden."

syd/dpa/AP