Womit wir es zu tun haben ist der gekränkte Sündenstolz unserer DichterInnen & DenkerInnen, die sich von der Realität zutiefst beleidigt fühlen. Zwar haben die Genossen Blockwarte hierzulande den totalen bzw. totalitären Sieg davongetragen, weil das freiheitlich gesinnte Lager wieder einmal auf ganzer Linie versagte, indem es den Kalten Krieg vorzeitig und unilateral für beendet erklärte; Aber der Rest der Welt – abgesehen von ein paar Knallchargen – hat vorerst genug von unseren einstigen Exportschlagern. Wenn es mit rechten (will heißen: linken) Dingen zuginge, würden die Mächtigen von Washington bis Peking freilich an den Lippen von Gonstantin Gäßmann-Grass hängen. Anspruch contra Wirklichkeit: Der Geltungsdrang (“Am Deutschen Wesen…”) ist ungebrochen, doch kein Hahn kräht mehr nach ideologischen Dogmen made in Germany. Einzig dem Öko-Faschismus gebe ich noch eine Chance. Angesichts der Lächerlichkeit, der wir uns mit der “Energiewende” preisgeben, macht sich allerdings auch in der Hinsicht peu à peu Katerstimmung breit.
Was die Fragen des vorletzten Absatzes angeht… es ist doch ziemlich absehbar, wie es in Zukunft weitergeht. Sobald die Integration der Umgesiedelten zumindest partiell scheitern wird, wird die Schuld beim “unbelehrbaren” Teil der Deutschen gesucht und gefunden… sie sind es, die die Neubürger ausgrenzen und diskriminieren… alle Naselang wird man den Hinweis hören, daß erhöhte Kriminalitätsraten und dramatisch erhöhte Arbeitslosenraten unter den Neubürgern auch nicht den Rahmen dessen sprengen, was in deutschen sozialen Randgruppen zu beobachten ist. Wie auch bei deutschen sozialen Randgruppen wird es praktisch keine Eigenverantwortungen geben, sondern jegliche unschöne, kritikwürdige Erscheinung ist natürlich Resultat einer Ausgrenzung und Diskriminierung durch die Mehrheitsgesellschaft… und ist also dann ein weiterer Ansporn gutmeinender Kreise, diese mit Umerziehungsversuchen zu traktieren… Linke wären vermutlich weit weniger begeistert von dieser Flut von Armutseinwanderern, wenn die Gefahr bestünde, daß durch die spektakulären Umstände des Scheiterns der Integration vieler dieser Armutseinwanderer irgendwann einmal zweifelsfrei herauskommen könnte, daß der ein weltfremder Idiot war, der eine halbwegs problemfreie Integration solcher Zahlen von Armutseinwanderern für möglich hielt. Das wird aber niemals geschehen, diese Sorge müssen Linke nicht haben. Wenn es nicht die Dunkeldeutschen waren, die das Scheitern zu verantworten haben werden, wird es der “Neoliberalismus” sein, der auch regelmäßig seine Standard-Verursacherrolle zugewiesen bekommt, sobald hierzulande soziale Randgruppen diskutiert werden… Dies wird also die linke Position sei, wenn es dereinst zu größeren Folgeproblemen kommt: Wir Helldeutschen haben unser Bestes getan, aber Dunkeldeutschland und Kapitalismus/Neoliberalismus haben unser hehres Bemühen sabotiert, uns Stöcke zwischen die Beine geworfen. Je größer die Probleme sind, desto besser eigentlich für Linke, denn desto dringlicher kann natürlich die Notwendigkeit von noch mehr Umerziehung und grundlegender Systemveränderung im Wirtschaftlichen behauptet werden.
Werter Haferburg, Sie schreiben: “Wie kann der Teufelskreis des dramatischen Dreiecks aufgebrochen werden? Es gibt nur einen Weg: die Retter müssen die Opfer fragen, ob sie wirklich gerettet werden wollen?” Das ist generell richtig, aber dafür muß in irgendeiner Art und Weise ein Bewußtsein beim Retter entstehen und er sich selbst und seine Rolle erkennen oder zumindest erahnen. Hier kommt aber, um bei der Sache zu bleiben, das Nudging ins Spiel, welches sich bei Regierungen demokratischer Länder erstaunlicher Beliebtheit erfreut und genau das verhindert. Die Nudger nehmen die anderen eh nicht ernst, sondern infantlisieren diese und so müssen sie sich gar nicht erst mit deren Wünschen und Vorstellungen auseinandersetzen. Folglich tanzen alle weiter im Dreieck und das ganze endet mit einem großen Knall, der sehr schmerzhaft werden dürfte.
Also noch einmal zum Mitschreiben: Wer heute Sorgen im Zusammenhang der inneren Sicherheit aufgreift, der “instrumentalisiert” und “schürt dumpfe Ängste”! Wer hingegen die “Krebsgefahr beim Wurstessen” oder auch die Angst vor Radioaktivität aus Fukushima anspricht, der “klärt auf”, “artikuliert berechtigte Anliegen” und verhält sich richtig. Noch Fragen?
Dem darf ich noch zwei Punkte hinzufügen: - Was, wenn die anfängliche Euphorie der “gut"meinenden Helfer in enttäuschte Liebe umschlägt - eben weil da nicht nur “Opfer” kommen? - Was, wenn die wahnsinnige Politik der offenen Grenzen und der daraus folgenden ungezügelten Masseneinwanderung bei gleichzeitiger grotesker Verharmlosung der Probleme und ausgrenzender, elitärer Beschimpfung der kritischen Bürger endgültig die Würde und das innerste Empfinden dieser Bürger angreift? Meiner Meinung nach ist dieser Punkt sogar bereits überschritten, und ich sehe es als eine gefährliche Erniedrigung an. Auch dies ist stets eine gefährliche Sache, und auch wenn historische Vergleiche stets mit Vorsicht zu genießen sind, so drängt sich in mir desöfteren eine Parallele zu der Wirkung des Vertrags von Versailles auf.
“In der rechten Ecke herrscht so ein Gedränge, dass die dorthin verfrachteten Leute anfangen müssen, sich zu organisieren.” Wie wahr! Gerade als Linker müsste man jetzt davor Sorge haben, wie die “Eliten” die Massen mutwillig und in Scharen nach “rechts” treiben. Offenbar gibt es aber nur noch wenige Linke, die sich ohne Anleitung ihres eigenen Verstandes bedienen und solche Entwicklungen vorhersehen können….
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