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Ehrung für Marcel Reich-Ranicki kommt

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Inge Cromm (CDU), Friedrich Hesse (CDU), Silke Urillond (SPD) und Beate Huf (Grüne) beraten über die Erinnerungstafel.
Inge Cromm (CDU), Friedrich Hesse (CDU), Silke Urillond (SPD) und Beate Huf (Grüne) beraten über die Erinnerungstafel. © Holger Menzel

Eine Erinnerungstafel, die auf seine letzte Adresse hinweist, soll künftig an Marcel Reich-Ranicki erinnern. Darauf einigten sich jetzt Vertreter des Ortsbeirates 9 und die langjährigen Nachbarn des vor zwei Jahren verstorbenen „Literatur-Papstes“.

Es ist recht unscheinbar, das vierstöckige Mehrfamilienhaus mit den massiven Balkonen an der Ecke Gustav-Freytag-/Fritz-Reuter-Straße. Kaum jemand weiß, dass in einer der Wohnungen im dritten Stock bis zu seinem Tod 2013 der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki lebte – seit 1974, zunächst mit seiner Frau Teofila, seit 2011 alleine.

Eben weil nur wenigen Menschen bekannt ist, dass der gebürtige Pole im Dichterviertel lebte, soll daran künftig eine Tafel vor dem Haus erinnern. Nach langen Diskussionen über Text und Finanzierung im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) wurde nun eine Lösung gefunden. Eine Edelstahltafel soll an Marcel Reich-Ranicki erinnern. Und auch ein passender Platz wurde bereits gefunden. Direkt an der kleinen Mauer, die das Grundstück des Mehrfamilienhauses begrenzt, soll sie aufgestellt werden.

An den Gehweg

Der Vorschlag eines langjährigen Nachbarn, die Tafel doch direkt auf der Wiese zu installieren, stieß nur auf wenig Gegenliebe. „Das erschwert doch nur die Arbeit des Hausmeisters beim Rasenmähen. Zudem wird die Tafel direkt am Rand des Gehweges deutlich besser wahrgenommen“, argumentierte Ortsvorsteher Friedrich Hesse (CDU), der das Aufstellen der Erinnerungstafel im Ortsbeirat angeregt hatte. Der Bürgerverein Dichterviertel hatte da bereits erste Vorschläge für einen entsprechenden Text gesammelt – in Rücksprache mit Reich-Ranickis Sohn Andrew, der in England lebt. Dass quasi schon alles entschieden war und der Ortsbeirat nur noch einen entsprechenden Betrag aus seinem Budget investieren sollte, kam bei den Stadtteilpolitikern weniger gut an und sorgte für teils hitzige Diskussionen (wir berichteten).

„Der Ortsbeirat sollte bezahlen, aber nicht als Initiator genannt werden. Das ist ebenso wenig richtig, wie die Tatsache, dass die Diskussion sich irgendwann nur noch um das Projekt drehte und der Mensch Marcel Reich-Ranicki samt seines Handelns in den Hintergrund rückte“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Rachid Rawas über die Schwierigkeiten.

Kosten: 1200 Euro

Diese sind jetzt allerdings aus dem Weg geräumt – die Tafel soll ein gemeinsames Projekt von Ortsbeirat, Nachbarn und dem Bürgerverein werden. Wer welchen Anteil der Kosten in Höhe von rund 1200 Euro übernimmt, soll in den kommenden Wochen beschlossen werden. Die Eigentümergemeinschaft des Wohnhauses will das Thema auf ihrer Juni-Sitzung diskutieren. Ein bereits existierender CDU-Antrag soll entsprechend bearbeitet und bei der nächsten Sitzung des Stadtteilparlaments diskutiert und verabschiedet werden.

Während die Budget-Fragen geklärt werden müssen, herrscht zwischen Nachbarn, Bürgerverein und Stadtteilpolitikern zumindest Einigkeit über den Text, der auf die Tafel graviert werden soll. Er wurde auch bereits mit dem Kulturamt sowie dem Institut für Stadtgeschichte abgestimmt. Unter dem Zitat von Reich-Ranicki „Meine Heimat ist die Literatur“ ist folgender kurzer Text geplant: „In diesem Hause lebten von 1974 bis 2013 der Literaturkritiker und Autor Marcel Reich-Ranicki und seine Ehefrau Teofila.“

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