2014/10/20

Ein langer Krieg

Das ist es, worauf sich die USA (und ihre Verbündeten) einstellen müssen. Zumindest schwingt dies unüberhörbar in den Worten des US-Verteidigungsministers Chuck Hagel mit. Wahrscheinlich hat er recht.

Dennoch müssten bei allen Bewohnern der zivilisierten Welt die Alarmglocken schrillen angesichts solcher Worte. Denn die Bilanz sämtlicher Langzeitkonflikte ist für die USA und ihre Verbündeten ziemlich erbärmlich:

Vietnam, Afghanistan, Irak. Nirgendwo wurden die Ziele erreicht.

Eine militärische Auseinandersetzung sollte stets kurz und entscheidend sein mit einem klar definierten Ziel: die vollständige Unterwerfung des Gegners.

Ein Langzeitkonflikt birgt erhebliche Risiken. Eine entscheidende Frage, die man sich stellen muss, lautet: Wie leidensfähig ist die eigene Bevölkerung, der man ein solches long-term engagement zumutet? Und dann: Wie erreicht man die Unterwerfung des Feindes?

Die afghanischen Taliban haben sich bis heute nicht geschlagen gegeben. Im Gegenteil, ihr Einfluss hat in letzter Zeit wieder zugenommen. Von Unterwerfung sind sie weiter entfernt als je zuvor.

Wenn man noch nicht völlig von den medialen Zerrbildern, die uns täglich aus dem Nahen Osten erreichen, verblödet ist, dann muss man sich nüchtern betrachtet folgende Frage stellen:

Wie ist es möglich, dass etwa 30 000 fanatisierte Kämpfer die stärkste Armee der Welt zusammen mit mehr als 20 verbündeten Staaten in Schach halten? Militärisch, ökonomisch, technisch ist diese Koalition dem IS haushoch überlegen. Und dennoch wird ständig von einem langen Krieg schwadroniert. 

Irgendwas stimmt da nicht. Entweder ist der IS so eine große Gefahr für die Welt, dass er (möglichst rasch) eliminiert werden muss. Oder er ist es nicht. Dann braucht es auch kein internationales Bündnis, um dieser Bedrohung Einhalt zu gebieten. Und man täte besser daran, sich vollkommen aus diesem Hexenkessel herauszuhalten. Das gegenwärtige Vorgehen ist allerdings weder Fisch noch Fleisch.

Es besteht allerdings die Gefahr, dass dieses Problem umso größer wird, je länger man es nicht endgültig löst. Es kann also gerade dieses Gerede von einem langjährigen Konflikt sein, das dem Brandherd ständig neue Nahrung zuführt. Denn wenn sich die stärkste Militärmacht der Welt als unfähig erweist, einen Unruheherd mit (zum jetzigen Zeitpunkt) 30 000 Kämpfern aufzuräumen, dann werden etliche Leute in ihrem Glauben von der Unterlegenheit des Westens bestärkt fühlen. DAS könnte somit der entscheidende Faktor in diesem Konflikt werden.











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